In Anlehnung an Schneewittchen...
Wasserspieglein silberglatt,
Wer ist die schönste Insel im Watt?
Ihr seid die schönste Insel hier,
doch hinter den Prielen, bei den Sielen
ist eine tausendmal schöner als ihr!
Und so zieht es uns immer weiter...
... zunächst durch das Watt nach Ameland. Unweit des Hafens mit einer Zufahrt um 1,80 m Tiefe und großzügiger Steganlage liegt das Dorf Ness und ein großer JUMBO Supermarkt in dem wir unsere Voräte aufstocken. Besonders die verwinkelten Straßen mit puppigen, strohgedeckten Häusern haben es uns angetan. Ein erster Kandidat für einen guten Platz im Wettbewerb um die schönste Insel.
Drei flache Wattenhochs liegen hinter Ameland, so dass uns der Weg durch das Watt mit 1,40 m Tiefgang zu riskant erscheint. So segeln wir außen um die Insel herum, zunächst nach Lauwersoog. Dieser Hafen ist tidenunabhängig und ein guter Ausgangspunkt, um mit Hochwasser Schiermonikoog zu erreichen. Mit Troll ist der Hafen nur um die Hochwasserzeit zu erreichen, wird aber hauptsächlich durch Plattbodenschiffen und Yachten mit wenig Tiefgang angelaufen und besitzt so eine gewisse Exklusivität. Wir liegen im Päckchen mit drei Booten.
Rund um den Hafen, in dem ausreichend Wasser stehen bleibt, fällt das Watt eindrucksvoll trocken!
Der Ortskern ist ein wenig mondäner und touristischer als Ness; viele Cafes, Restaurants, Läden und ein sehenswertes Muschelmuseum und der rote Leuchtturm (Nordturm), der allerdings nicht zu besichtigen ist. Der Unterkiefer eines Wals erinnert daran, dass bis Mitte des letzten Jahrhunderts einige Insulaner noch auf Walfang fuhren. Sobald man den Ortskern verlässt, umgibt einen die Natur mit Dünen, Strand und und Landwirtschaft.
Die Insel war lange Zeit noch in Privatbesitz und besticht durch die Lage des Hafens!
Weiter segeln wir nach Borkum. Wir lassen die Fischerbalje und den trockenfallenden "Port Henry" links liegen und laufen den großen Burkana-Hafen an. Der Hafen verströmt einen herben, militärischen Charme. In den Top-10 der intrnationalen Häfen scheint Borkum jedoch ganz oben zu liegen. Yachten aus Dänemark, Engländ, den Niederlanden und Schweden liegen im Päckchen. Troll ist klein genug, um einen Liegeplatz am Steg des Wassersportverein Burkana zu bekommen. Kulinarisch punktet Borkum mit dem Restaurant "Zum Yachthafen", wo wir ausgezeichnet tafeln.
Mit tidenbedingtem Zwischenstop in Greetsiel erreichen wir Juist. Zwar fällt der Hafen ziemlich trocken, dafür entschädigt der Blick vom weißen Aussichtsturm, der in Form einer übergroßen Tonne eigentlich auf dem 7° östlicher Länge auf der Hafenmole stehen sollte. Leider verläuft der Längengrad wenige Meter östlich der Hafenmole, was die Planer übersehen haben.
Pech gehabt, macht aber nichts. An Juist gefällt uns, dass es autofrei ist. Gepäck wird mit Pferdewagen und Handkarren befördert. Das schafft eine besondere Atmosphäre (auch olfaktorisch). Wir laufen zum Küstenmuseum im Loog: Mittwoch Nachmittag geschlossen. Dafür entdecken wir die "Loogster Stuv", ein kleines besonders hübsch eingerichtetes Lokal und entschädigen uns mit Friesentorte.
Über die Memmertbalje erreichen wir Norderney. Ein klassischer Kurort mit Kurkonzert, Therme, und dicht, kleinstädtisch bebaut, allerdings etwas weiter entfernt vom Hafen. Der Strand am Ort ist trotz aller wasserbaulicher Maßnahmen weigehend abgetragen. Von der berühmten "Marienhöhe" hat man bei einer Kanne Ostfriesentee einen phantastischen Blick auf die bewegte See. Wir wettern im geschützten Hafen einen Sturm mit 9 Bft Wind ab. In der Sturmbox im Nationalparkhaus in Greetsiel waren es nur 8 Bft. Norderney ist sicher ein guter Ort, um auf handigeres Wetter zu warten.
Wir überspringen Baltrum und laufen direkt Langeoog an. Die Insel punktet mit ihrer kostenlosen Inselbahn, die vom Fährhafen in den lebendigen Badeort führt. Der ist 3 km entfernt. Im Hafen gibt es, wie übrigens in den meisten Inselhäfen Ortfrieslands, noch viele leere Boxen. Man fällt in weichem Schlick tricken. Wir werden von der Hafenmeisterin besonders freundlich empfangen. Leider sucht das kleine Restaurant am Hafen einen neuen Pächter und ist geschlossen.
Durch das Watt erreichen wir Spiekeroog, autofrei und mit idyllischem kleinen Ort. Hier pflegte Johannes Rau, der ehemalige Bundespräsident, Urlaub zu machen. Das Kulturangebot ist gehoben. Hier erleben wir in der alten Inselkirche von 1696 ein besonderes Abendandacht. Und dann gab es noch diese Ausstellung von genähten Karikaturen. Zu einer bemerkte der Künstler Peter Ruge, dass seine Frau es ihm übel genommen hätte, dass er ihren Badeanzug verarbeitet hat.
Der Hafen ist gut zu erreichen, direkt hinter dem Heck von Troll legen um Hochwasser die Fähren an, denn die Einfahrt fällt weitgehend trocken. Wir besuchen Spikeroog immer wieder gerne!
Auch der Hafen von Wangerooge liegt weit vom Ort, allerdings gibt es auch hier eine Bahnstrecke. Man kann die 7 Km aber auch schön auf den Deich mit den Rädern vorbei am Marschland fahren. Da die Dünen der Insel im Westen immer weiter abgetragen wurden, wird seit einigen Jahren Sand aufgespült und die Westküste befestigt. Durch das Seegatt hat man eine lange Buhne gezogen, damit das Wasser den neuen Sand nicht sofort wieder fortspült. Der Strand direkt beim Hafen ist durch die Baumaßnahmen etwas beeinträchtigt. Da der Wind günstig ist, machen wir nur einen Übernachtungsstopp und besuchen den Ort diesesmal nicht. Statt dessen setzen wir Kurs auf Helgoland ab.
Die Frage "Wer ist die Schönste" bleibt unbeantwortet. Ziu verschieden sind die Inseln. Jede hat ihre Besonderheiten, so dass es sich immer wieder lohnt, sie anzulaufen und zu erkunden. Wer die Welt der Inseln und Insulaner literarisch erleben möchte, der kommt an diesen Büchern nicht vorbei, dem Klassiker "Das Rätsel der Sandbank" von Erskine Childers, dem Krimi "Der Retter" von Matijs Deen und "Zur See" von Dörte Hansen.