Wir schreiben das Jahr 1684, Vor etwas mehr als 150 Jahren hat sich Schweden unter Gustav Wasa I. von der Vorherrschaft Dänemarks unabhängig gemacht. Dänemark hat gerade die Provinzen Schonen, Halland und Blekinge an Schweden verloren, dass unter Karl X. die Ostsee, einschließlich Finnland, Estland, Livland (heute Teil von Lettland), Bornholm Rügen und Vorpommern beherrscht. Das ist dem Dänenkönig Christian V. ein Dorn im Auge und er beschließt auf den kahlen Schären Ertholmene (Erbseninseln), östlich von Bornholm, eine Seefestung zu bauen zu lassen: Christiansø. Diese spielt im Großen Nordischen Krieg eine wesentliche Rolle.

 

Im 18ten Jahrhundert verfällt die Anlage und ist nur noch Stützpunkt dänischer Freibeuter, die dem Seehandel zu schaffen machen, so dass die Engländer die Insel 1808 vergeblich angreifen. Dann fällt die Festung in die Bedeutungslosigkeit und ist uns so erhalten geblieben: Ein Ort wie auf einer Zeitreise. 

Montag 15. August. Schweden bleibt achteraus. Es weht ein NE mit 3-4 Bft. Kraftvoll zieht uns der Blister Kurs 210° voran. 40 sm sind es bis Christiansø, das erst spät aus dem Dunst auftaucht. Um 18:00 liegen wir an der Kaimauer des kleinen Hafens.  So leer haben wir ihn noch gesehen. Die Saison neigt sich dem Ende zu. 

Noch bevor die Ausflugsboote aus Bornholm eintreffen, machen wir einen Rundgang. Hinter den dicken Festungsmauern gibt es Teiche, die früher die Trinkwasserversorgung gesichert haben, üppige Gärten, sogar einen Wald. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass jeder Krümel Erde mit dem Schiff herbeigeschafft werden musste. Der Große Turm war früher mit Kanonen bestückt, die nach allen Seiten ausgerichtet waren. Er bekam 1879 das erste Blinkfeuer Dänemarks. Seit 2018 ist dort ein eindrucksvolles Museum eingerichtet. 

  

Gegen 11:00 treffen das Ausflugsboot und das Postschiff PETER ein und bringen viele Touristen. Wir verlassen die Inselgruppe mit dem Gedanken, dass es gut ist, wenn weder Dänen noch Schweden heutzutage darauf bestehen ihr früheres Territorium für sich zu beanspruchen und man heute in Frieden und ohne Grenzen hierhin reisen kann.  

Wir brechen auf nach Hammerhavn, an der Nordwestspitze von Bornholm.

Hoch oben auf den Klippen erhebt sich die Ruine der Burg Hammershus. Der Hafen diente bis 1974 der Verschiffung von Steinen aus dem nahe gelegenen  Granitsteinbruch.

Ein besonders beeindruckendes Beispiel ist der Poller aus Granit, dessen Fuß tief in die Erde versenkt wird,

Wir haben den Hafen Ende der 1979-ger noch so erlebt: aufgegebene Gebäude, verfallene Kais und einsam. Im Projekt "Land der Möglichkeiten" wurde  der Ort 2012 touristisch aufgewertet, mit großer Steganlage, Wohnmobilstellplätzen, einem architektonisch bemerkenswerten Waschhaus, Kiosk, SUP-Verleih. Immer noch schön, aber anders. Auch eine kleine Zeitreise.

Mitwoch 17. August. Totale Flaute! Aber für nachmittags ist ein SSW 3  Bft.  an der Schwedischen Küste vorhergesagt. Also laufen wir um 10:00 aus und queren unter Motor das Verkehrstrennungsgebiet "Bornholmsgat". Es ist diesig und die Schiffe kommen erst spät in Sicht. Gut, dass wie sie im AIS schon frühzeitig sehen. Der versprochene Wind kommt pünktlich und wir segeln mit einem schönen Anlieger nach Abbekås an der Schwedischen Südküste.

Direkt am Hafen ist der gemütliche KRO. "Bongska Huset",

wo wir vorzüglich zu Abend essen, während Twättmaskin und Torktumlare unsere Wäsche bearbeiten.  

 

Dieses Mal bleibt Schweden tatsächlich hinter uns. Die "Schmetterlingsbeseglung"  mit ausgebaumter Fock bringt uns mit 6 kn Fahrt  und unter heftigem Geigen westwärts und etwas größenwahnsinnig setzen wir Kurs auf die noch weit entfernte Fakse Bucht ab, obwohl der Wind abflauen soll. Das tut er dann auch und wir können von 6 kn nur noch träumen.

Die Sonne zaubert eine goldene Bahn, auf der wir dahingleiten. An Backbord liegt das "Gyldenloves Flak". Die Assoziationen gehen mit mir durch und auf Zeitreise. Goldene Liebe? Noch ein Jahr und wir haben goldene Hochzeit. Oder bedeutet der Name nicht eher "Goldener Löwe"? In der Nähe ist der "Hollænde Grund". War hier vielleicht auch eine Seeschlacht, vielleicht sogar mit dem "Gouden Leeuw", dem Flaggschiff von Admiral Cornelis Tromp, das 1666 vom Stapel lief?  Wikipedia weiß darüber nichts, und wer sollte es dann wissen? Also bleibt im Dunst der Geschichte, woher die Namen der Untiefen kommen. 

Wir starten den Motor und laufen in den schmalen Bøgestrøm ein, der durch die flachen, dänischen Gewässer nördlich der Insel Møn führt. Die Sonne geht um 20:35 Uhr im abendlichen Dunst unter und es wird schnell dunkler. Die unbeleuchteten Tonnen sind kaum noch zu erkennen, als wir schließlich in Stege ankommen. Kaum festgemacht geht ein heftiges Gewitter nieder. Glück gehabt. 

In Stege steht erst einmal ein dringender Großeinkauf an. Wir haben die Qual der Wahl: Netto, Aldi, Brugsen-Maxi und viele lokale Geschäfte. Nachdem dies erledigt ist, machen wir einen Stadtrundgang auf der "Heringsroute". Der Name geht auf die nie wieder erreichte Blütezeit im ausgehenden Mittelalter 1430-1530 zurück, die dem Hering zu verdanken war, Daher ziert dieser bis heute das Stadtsiegel.

 

Wir hätten diesen Rundgang  auch im Web machen können, Wir bevorzugen die Live-Version trotz beginnenden Regens. Neben dem Wallgraben und dem  Mühlentor gibt es viele schöne Gebäude zu bewundern. Allerdings sind diese im Regen nicht besonders fotogen,

Die Logge zeigt bei unserer Abfahrt 1887 zurückgelegte Seemeilen seit Beginn der Reise. Zufällig das Jahr in dem  in Stege "De Danske Sukkerfabrikker" gegründet wurde und gut 100 Jahre eine wichtige Industrie auf der Insel Møn war.

Bei 1900 erreichen wir die markante Autobahnbrücke über den Storstrøm, die zur "Vogelfluglinie" Fehmarn-Kopenhagen gehört. 1912 , Untergang der Titanik, verlassen wir den Grønesund beim Leuchtturm Hestevoved. 1921,  dem Geburtsjahr unserer Mütter, haben wir mit flottem Halbwindkurs bereits den halben Weg nach Gedser-Odde zurückgelegt. 1936, olympische Spiele in Berlin, und wir luven an der roten Tonn beim Gedser Landrev an. Nach einen weiteren Schlag durch das Fahrwasser, mit der Fähre aus Rostock im Nacken, machen wir mit 1940 im Yachthafen von Gedser fest und haben bei dieser Zeitreise das Geburtsjahr von Königin Margrethe II von Dänemark erreicht.

Wenn wir 1971, das Baujahr von TROLL  auf der Logge haben, werden  wir bereits wieder in Deutschen Gewässern sein. Aber das ist eine weitere

Flaschenpost  ~~~~~¿~~~~~~.  >>(((((8>