Mit seinen dri Kindern ( 9,7,7 Jahre) hat Sören Troll in den vergangenen zwei Wochen über Helgoland zu den Nordfriesischen Inseln gesegelt. Dort findet man überwiegend Tidenhäfen und bei etwa 3 Metern Tidenhub fällt Troll dann mehr oder weniger gelungen trocken. Ein echter "Liegeplatz". Watt'n Schlick.
Die Vor-Crew erwartet uns zur Übergabe in Nordstrand. War das nicht diese Hallig, die man nur mit einer kleinen Feldbahn erreichen konnte? Nein das ist Nordstrandischmoor! Nordstrand hingegen hat einen Damm mit Straße zum Festland. Wie auch Pellworm und die Halligen ist die Halbinsel Nordstrand der Rest eines Festlandes, das 1362 bei einer Sturmflut samt der Stadt Rungholt untergegangen ist. Die Bewohner hatten das Moor abgebaut, den Torf verbrannt und aus der Asche kostbares Salz gewonnen. So wurden sie zwar reich, aber das Land wurde dabei um mehr als einen Meter gesenkt. So konnte die See, als der Deich im Sturm brach, ungehindert ins Landesinnere vordringen.
Unser erstes Tagesziel ist Husum, wo wir kurz warten müssen, denn ein Taucher untersucht die Sturmflut-Schleuse. Wir besuchen das sehr schöne Schifffahrtsmuseum und lernen viel über die Geschichte der Gegend.
Von Husum aus zur Hallig Hooge sind es nur 35 Seemeilen. Preisfrage: Wann läuft man aus? Zunächst darf man am Liegeplatz nicht im Schlick feststecken, dann möchte man auf der Hever ablaufendes Wasser für ca 15 sm, dann auflaufendesWasser in der Norderhever rund um Pellworm, und dann bei Gröde Appellland in der Süderaue und vorbei an Föhr schließlich Stillwasser, um kurz nach Hochwasser in Hooge anzukommen.
Antwort: 7:30. Wir verlassen mit kräftigem Motoreinsatz kurz vor dem Aufsetzen den Liegeplatz. Der Wind wird heute gesponsored von den Weight Watchers: "Vorübergehend abnehmend". Angekommen in Hooge weist uns der freundliche Hafenmeister hinter dem "Kudder" den einzigen Platz zu, wo man nicht trocken fällt.
Denn auch hier ist das Thema wieder Watt'n Schlamm. Besonders Kinder sind davon begeistert! Frage: Wie viele Kinder sind zu sehen?
Im Hintergrund steht das Clubhaus der Hallig auf Hochwasserstelzen, falls es im Winter heißt: "Land unter" und nur noch die Warften wie Rettungsinseln aus dem Wasser ragen.
Mit dem Abendhochwasser am folgenden Tag erreichen wir Amrum. Als das Wasser zur Nacht hin fällt, liegt Troll auf einem Schlickbuckel, und neigt sich nicht nur 15°zur Seite sondern auch 20° mit dem Bug nach oben. Eine etwas unbequeme Schlaflage und das Leben an Bord gestaltet sich schräg. Trockenfallen ist eben immer etwas Glücksache.
Im Hafen ist es trotz Sonnensegel unerträglich heiß. So machen wir eine Radtour durch den kühlen Wald nach Nebel mit seinen vielen Reed gedeckten Häusern. Auf dem Friedhof erzählen die Grabsteine von den Kapitänen und "Grönlandfahrern", die mit ihren Segelschiffen in Wirklichkeit "nur" bei Spitzbergen auf Waalfang gingen.
Leider ist die Pumpe des Fäkalientanks defekt. Watt'n Sch.... Ein neuer Impeller muß her. Lenz Regaport liefert ihn post-wendend und -lagernd nach Helgoland. Also auf zum roten Felsen. Wir rufen den Hafenmeister des Wassersportclubs Helgoland an und der kann sich an Sören und die Enkel erinnern. So bekommen wir mit Glück den gleichen Liegeplatz am Steg.
Sonst wäre Liegen im 5er-Päckchen angesagt gewesen. War da was mit Corona? Ja, auf dem Steg ist Maskenpflicht genau wie im Ort von 10:00 bis 19:00 Uhr. Hurra, Die Ersatzteile sind da und der Einbau gelingt, ohne dass der Tank sich allzu sehr in die Bilge ergießt. Danach geht es erst eimal ins Freibad.
Mittwoch. Wir sind jetzt eine Woche unterwegs und wollen in die Weser, nach Bremerhaven. Bei 4 Bft Wind aus Ost wird es eine schnelle Fahrt.
Weit draußen in der Wesermündung begrüßt uns, frisch gestrichen, der "Rote Sand" aus nächster Nähe, der seit der Sanierung 1990 als technisches Denkmal erhalten wird. Eine Funktion hat diese Inbegriff von Leuchtturm nicht mehr, da sie die Fahrrinne verlagert hat.
Der Leuchtturm "Roter Sand", ist berühmt, denn er war das letzte, was die Auswanderer vor 100 Jahren von Deutschland sahen bevor sie über den Atlantik nach Amerika fuhren. Er wurde 1885 unter extremen Schwierigkeiten errichtet und war eine technische Meisterleistung.
An der Schleuse "Neuer Hafen" steht ein weiteres noch älteres Denkmal, der bis heute betriebene, älteste Festlandsleuchturm an der Deutschen Bucht, der "Simon-Loschen-Leuchtturm" von 1856.
Die Schleuse öffnet prompt und wir machen in der Marina Bremerhafen fest.
Bei früheren Reisen haben wir das sehenswerte Auswanderer-Museum und das Deutsche Schifffahrtsmuseum besucht, waren aber noch nie im "Klimahaus", dem silbernen UFO. Das holen wir nun nach: Ein interessanter und unterhaltsamer Tag, an dem wir das Leben von Menschen an 8 klimatisch verschiedenen Orten entlang des 8. Längengrades kennenlernen. Draußen hochsommerliche Temperaturen, drinnen das Eis der Antarktis, Wüsten, Watt, Regenwald und viele interessante Interviews mit den Menschen die dort leben.
So geht die Zeit auf Salzwasser zu Ende. Vor uns liegen die Weser und die Kanäle mit gelegtem Mast.
Watt'n schöner Törn! Trotz Schnutenpulli.