9.August in Calais. Es stürmt und regnet. Die Qualität der Croissants und dss Baguette zeigen eindeutig: Wir sind in Frankreich. Am folgenden Tag verlassen wir das Dock um 10:11. Blauer Himmel, weiße Wölkchen, und bei auf 6 Bft zunehmendem Westwind rauschen wir gerefft die belgische Küste entlang nach Oostende.

Dort machen wir im Mercator-Dock fest. Das ehemalige belgische Schulschiff wurde 1932 in Leith (Schottland) gebaut und blieb bis 1961 in Fahrt.  

In Vlissingen ist alles "De Ruijter", auch der Außenhafen, in dem wir einen Liegeplatz reserviert haben, direkt beim maritimem MuZEEum. Dies umfasst das Haus des einflussreichen Reeders Lampsin, bei dem der Vlissinger De Ruijter in die Seilerlehre ging aber bald abbrach und als Schiffsjunge zur See ging und in einem an Abenteuern reichen Leben zum größten Seehelden der Niederlande aufstieg. 

Vlissingen verfügt noch heute über einen recht großen Hafen mit Lotsendienst, Werften, Fischereiflotte und dem Tonnenhof.

Von hier geht ein Kanal durch Walcheren nach Veere. Durch die "Zandkreegsluis " verlassen wir das Veersche Meer. Wir haben das Gefühl, alles ist eine Dimension kleiner und vertrauter als in den vergangenen Wochen. Ideal für Segelschulen, die angehende Segler in Optis zum Training schleppen. Anders als in England haben die Kinder keinen Helm beim Segeln auf, dafür ist der Großbaum mit Schaumstoff gepolstert.  

Ober die Osterschelde kommen wir zur Krammerschleuse. Hier herrscht das "Gesetz des Dschungels". Was wohl die Schleusenwärter des Caledonian Canals dazu sagen würden, die persönlich unsere Leinen wahrgenommen haben? Wir sind wieder in heimatlichen Gewässern.  

Um 18:00 sind wir fest im alten Hafen von Willemstadt, immer wieder schön. 

 

Unser letzter Segeltag führt uns am Mittwoch 15. August durch das "Hollandsche Diep". In Dordrecht öffnen um 13.20 nach kurzer Wartezeit die beiden Hebebrücken und wir passieren die wohl schönste Stadtfront der Niederlande. Über den "Noord" kommen wir zur Brücke in "Alblasserdam". Der Brückenpegel zeigt 12,10m, Das ist definitiv zu knapp, es sei denn man holt sich von Land einige "schwere Jungens" und setzt sie auf den ausgefierten Großbaum, so wie es Sören einmal gemacht hat. Während wir warten, versucht Barbara im Almanak  herauszufinden, wann die Brücke öffnet. Dabei stößt sie auf den Hinweis, dass die Brücke in der Mitte 0,34 m höher ist als der Pegel anzeigt. 12,43m, das müsste passen. Die Antenne tickt bei den Versuch etwas aus, aber während bestimmt 29 andere Yachten noch warten sind wir wieder in Fahrt. Abends erreichen wir Vianen nd stoßen zufällig auf das beste Restaurant der Reise "de Vrijstadt"und bestellen das "Verrassingsmenu": Volltreffer! 

Weiter geht es auf dem durch Schleusen regulierten Lek. Bei der Schleuse "Driel" entdecke ich den Turm eines kleinen Schlosses durch die Bäume. Passenderweise hat der Warteplatz für die Schleuse einen Steg zum Land. So bekommt auch die Kultur heute ihren Platz: Kasteel Doorwerth und das niederländische "Jachtmuzeum".

Nein, dieses Mal keine Schiffe sondern Gewehre, Tiere und sehr schön und lebendig eingerichtete Räume. 

Wir passieren Arnheim, wo viele Wohnschiffe halb auf dem Ufer trockengefallen sind. Der Nederrijn hat bestimmt 1,5 m weniger Wasser als normal. Die Frachtschiffe vor uns haben nur halb abgeladen und fahren Schritttempo. Wir haben weniger als einen Meter under den Kiel. Das kann ja noch spannend werden. Am Ijssselkop ist unsere Englandumrundung beendet! Hier waren wir am 22 Mai zu unseren großen Törn auf die Ijssel abgebogen  

Mit 0,2 m Reserve stehlen wir uns am Panerdensche Kanal bei Km 875 in das "Gat van Moorlag" und ankern für die Nacht. 

Im Bijland gibt es eine Tankstelle hinter der Brücke und dieses Mal reicht die Höhe sogar mit stehendem Mast. Allerdings fehlt es an Wassertiefe. Wie verlässlich sind da doch die Tidengewässer. Ein Blick in die Tabelle und man weiß wo und wann man Wasser hat. Auf unseren heimischen Gewässern reicht es hingegen nicht, wenige Stunden auf genügend Wasser zu warten! Im Gegenteil: Zur Zeit verliert der Rhein täglich einige Zentimeter an Wasser. Immerhin reicht es, um in Wesel mit etwas Schub durch den Schlamm in den Yachthafen einzulaufen und den Steg zu erreichen.

Bei diesem extremen Niedrigwasser erreichen wir - mit ständigem Blick auf das Echolot - Duisburg-Ruhrort. In der Einfahrt zum dortigen Yachtclub wir bereis nach 50 m die Schlammbrense. Wir versuchen es im Vinkekanal, wo die Oskar-Huber liegt. Dieses Mal werden wir in der Einfahrt von der Wasserschutzpolizei gestoppt. Nachdem wir unser Problem geschildert haben und dargelegt haben, dass vor der Marina im Innenhafen Duisburg 2 Brücken die Einfahrt mit Mast verhindern (Große Neuigkeit!!?), werden wir an den Hafenmeister VHF 14 verwiesen. Der sieht sich nicht befugt eine Ausnahme zu machen, dies sei ein Industriehafen! Er hat aber die Idee, dass es einen Wartesteiger vor der Ruhrschleuse gibt. Dieser ist allerdings auch hinter einer Brücke. Die Fragen wie hoch diese sei, kann er nicht beantworten. Wir fahren hin und ein leicht verwittertes Schild gibt die Antwort: 15,04 m bezugen auf den Pegel Ruhrort, der z.Z. 2,05 m anzeigt. Die Rechnung ergibt 12,99m. Das hatten wir schon knapper. Gerettet.    

Der Rheinpegel Düsseldorf zeigt 80 cm. Das sind 60 cm weniger, als wir in Volmerswerth mindestens benötigen. Wir rufen in der Marina Düsseldorf an. "Die Einfahrt ist tief aber sonst ist es im Hafen sehr flach. Das könnte klappen, wenn ihr dicht am Polizeisteiger vorbeifahrt. Ruft nochmal an, wenn ihr da seid" gibt ein freundlicher Herr Gast Auskunft. "Vor einigen Jahren bei Pegel 0,9m (10 cm mehr als jetzt) bin ich mit 1,70 m Tiefgang mal zum Steg vom NKC gekommen" weiß Egon S. aus Neuss zu berichten. Am Donnerstag (Pegel 0,85) ist ein Boot mit 1,35 problemlos ausgelaufen " erfahren wir von Waldemar A. vom YCNo. Attila U. meint: "Es käme auf einen Versuch an...". Allerdings wären das 90 Minuten mehr zu Berg. Der Hafenmeister des DYC meint "bislang hatte hier noch niemand Probleme, und es liegen große Yachten hier". Wie versuchen bis zum YCN vorzudringen bleiben aber im Schlamm hängen, So finden wir Asyl im DYC in Box 6, wo unsere Reise endet. 

Für die Freunde der Statistik: In 84 Tagen sind wir zwar nicht wie Phileas Fog um die Welt aber immerhin um England gesegelt (und motort). Insgesamt 2130 sm. Das entspricht 3834 km, davon 250 km stromab über Rhein und Ijssel  bis Kampen und 285 km stromauf über Lek und Rhein.