Erst am Nachmittag ist in der "Südsee" genug Wasser und das Fluttor der Southsea Marina wird geöffnet. Es ist brüllend heiß und wir kühlem uns erst einmal auf der Badeleiter ab. Da nicht der leiseste Wind weht und die Tide bereits gegenan läuft, darf ich ausnahmsweise und lustvoll den Gashebel ganz nach unten drücken: 6,5 Kn, Rheinfeeling allerdings mit Sonnensegel und Autopilot. Später kommt eine kleine Brise auf und wir setzen zusätzlich Segel. Bis Brighton sind es 48 sm und es wird Mitternacht, bis wir die Molenfeuer ausmachen können. Wie spanend war früher doch eine Nachtansteuerung! Heute, mit dem "Elektroschocker", so nennen wir unser IPad mit elektrischen Kartenplotter, alles total easy, wären da nicht die Angler die uns mit starken Taschenlampen blenden, weil sie wissen wollen, wer so spät noch stört.
Bright sunny Sunday in Brighton . Das st immer noch genau so rummelig, wie wir es in Erinnerung hatten, zumal heute am Sonntag "Pride" das größte LGBT-Festival in UK statt indet. Jede Menge exotischer Typen bevölkern die Straßen und die Bässe wummern laut aus den Lautsprechern.
Wir flüchten uns in den Royal Pavilion, den der exzentrische Prince of Wales und spätere König Georg IV um 1820 in der Art eines Indischen Palastes mit chinesischer Ausstattung erbauen ließ. Der ist nicht weniger exotisch! Königin Victoria konnte ihn nicht leiden, und verkauft ihn 1850 an die Stadt Brighton.
Das sonnige Wetter leibt uns treu, mit dem Nachteil, dass der Wind wieder aus dem Tank kommen muß. Wir motoren vorbei an der weißen Steilküste. Tristan Jones, ein Meister des Seemansgarnes, berichtet in einem seiner Bücher, wie er im Nebel, ohne Motor und Elektronik mehrere Tage in Kanal getrieben war, als er weiße Felsen und davor einen Fischer sichtete. Auf die Frage, ob das Cap Gris-Nez sei antwortete dieser: "Da haben sie wohl das falsche Land erwischt, Käpt'n, das ist das verflixte Kap Beachy Head".
Rye war eine der Cinque Ports und im Mittelalter eine bedeutende Hafenstadt. Dann versandete die Zufahrt und die Stadt versank in der Bedeutungslosigkeit. So ist das idyllische mittelalterliche Städtchen auf einem Hügel zwischen zwei Flüsschen erhalten geblieben, das man über eine lange trockenfallende Zufahrt bei Hochwasser erreichen kann. Vom Turm der Kirche schaut man weit in das Marschland. Es gibt sogar eine kleine Burg, The Ypes Tower.
Beim Anblick der Windmühle denken wir auch zuerst, das falsche Land erwischt zu haben.
Aber dann sehen wir das Schild am Hafen, das vor tiefem Wasser warnt, während Troll auf dem Trockenen liegt. Klar, das kann nur der trockene britische Humor sein.
Am Mittwoch 8. August sind es noch 2 Stunden bis Hochwasser und wir liegen immer noch auf dem Trockenen. Waben wir uns Verrechnet? Dann wird der Hafen mit Macht geflutet und pünktlich zum Auslaufen ist ausreichend Wasser da. Der Wind weht frisch aus West mit 5-6 Bft, die Sonne scheint und die Strömung steht mit. Ein Grandioser Segeltag liegt vor uns. Wir nehmen Abschied. Good Bye Merry Old Britain, du in verschrobene Traditionen versponnenes Land mit Deinen freundlichen Menschen. wir kommen wieder.
Die Klippen von Dover kommen in Sicht. Wir queren das Verkehrstrennungsgebiet bem Feuerschiff Varne. Voraus liegen Cap Gris-Nez und Calais.