Schleusen! Und das nicht zu wenig! Alleine die Schleusentreppe "Neptuns Staircase" am Ausgang des Caledonean Canal hat acht Stufen von insgesamt 29 Schleusen im ganzen Kanal, durch die man auf 32,31 m gehoben und wieder auf Meeresniveau gesenkt wird.
Der Kanal wurde unter Leitung des berühmten schottischen Ingenieurs Thomas Telford von 1803 bis 1822 gebaut. Er folgt dem Great Glen und verbindet Loch Dochfour, Loch Ness, Loch Oich und Loch Lochy. Dazwischen sind Kanalabschnitte mit Schleusen; allerdings von 97 km sind nur 37 km künstlich. Diese zu graben hat damals 20 Jahre gedauert, da an einigen Stellen das Kanalbett von Hand durch hartes Vulkangestein geschlagen werden und anderenorts Schleusen in sumpfigen Grund gebaut werden mußten.
Die Sehenswürdigkeit am Loch Ness ist Urquhart Castle am Nordufer, das von Touristen zu Wasser, zu Lande und aus der Luft mit Rundflügen belagert wird. Dabei ist es doch schon eine Ruine. Eine weitere Attraktion erreichen wir am Ende von Loch Ness, die Schleusentreppe von Fort Augustus mit fünf Kammern. Das sonnige (!), wame (!) Wetter, das uns seit Lossiemouth begleitet, erstaunt sogar die Schotten. Als wir am Donnerstag Morgen mit drei anderen Yachten den Aufstieg beginnen, sind viele Schaulustige da, um das Schleusenkino zu beobachten. Weniger begeistert von der Hitze ist die Drehbrücke am Fuße der Schleusentreppe. Für uns konnte sie um 8:00 noch gedreht werden und wir konnten sie mit stehendem Mast passieren. Ab 10:00 heißt es: "nur noch Boote mit wenig Aufbau können geschleust werden. Die Brücke klemmt. Ihr ist zu warm". Glück gehabt!
Obwohl man durch den Caledonean Canal auf dem Weg von der Ost zur Westküste Großbritanniens das stürmische und berüchtigte Pentland Firth zwischen Schottland und den Orkneys vermeiden kann, hatte der Kanal nie eine große wirtschaftliche Bedeutung, wenn man davon absieht, dass der Bau seinerzeit 3000 Arbeiter beschäftigt hat. Heute dient er hauptsächlich Freizeit-Booten und nur ganz selten kommt mal ein größeres Schiff. Kaum zu glauben: Es passt in die kleine Schleuse.
Die Windrichtung ist entweder gegenan oder von hinten. Auf Loch Lochy haben wir Glück und können traumhaft segeln.
Nach einer Woche, am Samstag den 30. Juni, schleusen wir in Corpach durch die Seeschleuse wieder in das Salzwasser von Loch Linnhe.