Wer kennt nicht das Lied "Scarborough Fair" von Simon & Garfunkel
Are you going to Scarborough Fair
Parsley, sage, rosemary and thyme
Remember me to one who lives there
She once was a true love of mine
...
you say that you can't, then I shall reply
Parsley, sage, rosemary and thyme
Oh, Let me know that at least you will try
Or you'll never be a true love of mine
Love imposes impossible tasks
Parsley, sage, rosemary and thyme
But none more than any heart would ask
I must know you're a true love of mine
(Link zur deutschen Übersetzung)
Und genau dort haben wir heute, Donnerstag 31. Mai 5:50 Uhr nach 40 Stunden und 218 Seemeilen von Vlieland aus über die Nordsee England erreicht. "Petersilie, Salbei, Rosmarin und Thymian" gibt es heutzutage wohl eher im Supermarkt. Statt dessen reiht sich am Hafen eine Spielothek an die nächste unterbrochen von Fish und Chips und Andenken. Auf der Mole ist "Luna Park", eine Kirmes
Im Lied heißt es weiter: "Falls sie sagt, sie könne es nicht erfüllen, werde ich antworten... Lass mich wissen, dass sie es zumindest versuchen willl. Die Liebe stellt einen vor unlösbare Aufgaben... Auch wenn es nicht mehr ist, als was jedes Herz verlangt. Und ich muss gewiss sein, dass sie meine wahre Liebe ist." Na ja, eine unlösbare Aufgabe war diese Überfahrt nicht aber ein bisschen verrückt muß man schon sein, so etwas zu zweit zu machen, Aber es ist einfacher als früher: Dank Kartenplotter und AIS wußten wir zu jederzeit, wo wir waren und was um uns herum im dicken Nebel verborgen blieb (jedenfalls bildeten wir uns das ein) und waren darüber hinaus (hoffentlich) auch für andere sichtbar,
Begonnen hatte der Törn im Anschluß an die Rheinwoche zusammen mit unseren Enkeln und mit Klaus und Lieselotte auf der MERCURIUS. Die Ijssel trennte unsere Wege. Für uns ging es stromab nach Kampen, wo wir den Mast wieder stellten. In Enkhuizen wurden Ida und Felix von Sören, Pia und Maja abgeholt. Es waren turbulente Tage mit den fünfjährigen Zwillingen.
In Makkum trafen wir einen netten jungen Mann, der mit seiner - von Möwen attackierten - Drohne TROLL auf ungewohnter Perspektive festhielt.
Auf Vlieland wieder eine Überraschung: Karl.Heinz und Waltraud aus dem DSV lagen mit ihrer EMMA neben uns. Gemütlicher Abend!
Am Donnerstag um 11:00 verlassen wir mit Hochwasser um 11:00 den Hafen und gehen auf NW Kurs Richtung England. Ein Engländer, den wir vor einigen Jahren trafen, meinte: "Die Überfahrt ist eigentlich ganz einfach: Man fährt von Öl/Gas-Plattform zu Plattform und läßt sich zum Tee einladen." Zunächst sind Kurs und Wind noch ideal und der Seegang mit ca. 1,00 m erwartbar hoch. Zum Tee eingeladen werden wir aber nicht. Bei uns gibt es die bewährte Anti-Sekrankheits-Diä aus Knäckebrot und Mineralwasser.
Beim Queren des Triefwasser-Schifffahrtsweges südlich der Doggerbank ist die Sicht auf etwa 2 sm gesunken. Die großen Containerfrachter sind im Dunst kaum noch zu erkennen. Dann bleibt der Wind weg und es wird richtig nebelig. Daß die Briten den Brexit so wörtlich nehmen und samt Insel im Nebel der Geschichte verschwinden würden, wer hätte das vermutet. Wir motoren. Mit Kanistern haben wir noch etwa 100 l Diesel an Bord. Das reicht für ca. 35 Stunden aber nicht für die ganze Strecke! Wir entscheiden uns Scarborough anzulaufen. Die Untiefentonne vor den Hafen Ist nicht an der Kartenposition. Mit viel Glück sichten wir sie später, als wir in nur 50m Entfernung vorbeifahren
Das Nebelhorn weist uns die Richtung zur Hafeneinfahrt. Es weiß ja nicht, dass wir einen Kartenplotter haben. Vom Ort und dem Castle auf der Steilküste ist nichts zu sehen, als wir im Morgengrauen bei Hochwasser die Mole passieren. Der Hafenmeister ist um 5:30 Ortszeit schon auf dem Posten!!! Er verspricht strahlende Sonne für den Nachmittag "guaranteed". Tatsächlich klart es etwas auf. Auch die Erinnerung an eine Reise 1994 kommt wieder. Damals trafen wir im Clubhaus am Leuchtturm englische Segler. Ein Veteran konnte angeblich Deutsch. Von den Kameraden genötigt, sagte er seinen einzigen Satz: "Frolain was costen sie".
Die alte Steganlage ruht noch immer bei Niedrigwasser auf Stützen! Inzwischen ist im großen Hafenbecken eine moderne Steganlage gebaut worden, Die Dusche aber ist unverändert im Leuchtturm. Wir fühlen uns ein bisschen, wie auf einer Zeitreise. Der Ort ist irgendwie sehr speziell und "very British", oder kommt uns das nach den Tagen im Nebel ohne visuelle Eindrücke nur so vor?