Aprilwetter ist nichts dagegen. Dafür gibt es hier praktisch keine Gezeiten nach denen man sich richten müsste. Also entwickeln wir eine neue Strategie: wir segeln nur noch wenn es nicht regnet. Im Zweifel warten wir eben bis Mittag und segeln erst dann. Lange hell genug ist es ja in diesen Breiten.
Nach diesem Muster werfen wir in Kvitsøy die Leinen los und segeln mit einem frischen Nordwest Kurs Süden. Dabei bietet die Küste von hier bis Kap Lista keinen Schutz und die Wellen können sich bei Wind ungehindert auftürmen. Wie sagte der Hafenmeister so treffend, als Troll wieder einmal das kleinste Segelboot im Hafen war: "Auf See sind alle Schiffe klein".
EDie Strecke von 49 sm legen wir in 9:39 Stunden zurück und erreichen gegen 20:00 den Hafen von Egersund. Es ist seltsam in einen Hafen zu kommen, den man kennt und so erliegen wir dem Wiederholungszwang und gehen im "Little India" essen. Nicht unbedingt typisch "norsk" aber sehr lecker!
Am nächsten Morgen, einem Samstag, kaufen wir noch etwas ein. Schade, dass wir keinen Hund dabei haben. HIer gäbe es das passende Futter!
Auch heute verzieht sich der Regen gegen Mittag und wir segeln entlang einer steilen Felsküste, in die einige sehr schmale Fjorde eingeschnitten sind. Wir widerstehen der Versuchung diese anzusteuern, weil: frischer Westwind. Statt dessen segeln wir flott um die flache Landspitze von Lista nach Farsund.
Ab hier gibt es wunderschöne Fahrwasser im Schutz der Schären und wunderbare Ankerplätze. Lediglich das berüchtigte Kap Lindesnes muss noch gerundet werden. Selbst die Wikinger hatten bei Spangereid einen Kana,l durch den sie das Kap umgehen und innen herum vom Lenefjord in den Njervefjord kommen konnten. Jahrhunderte lang war dieser verschüttet bis er 2007 neu eröffnet wurde, leider ohne Klappbrücken. Und um für 0,5 sm den Mast zu legen sind wir doch zu faul.
So umsegeln wir bei idealen Bedingungen, dicht am Leuchtturm das Kap Lindesnes und begutachten den Kanal abends vom Haven Båly aus.
Schon heute ist der Kanal eine vielbefahrene Attraktion. Auch wir lassen es uns nicht nehmen den Kanal bis zur ersten Brücke zu befahren. DIe Blicke der begegnenden Motorboote: Ungläubig. Entlang des Kanals kleine Privathäfen und neu erbaute Holzvillen mit eigenem Steg und Bootsgarage. Wenn in ein paar Jahren alles fertig ist, wird dies das Venedig Norwegens.
16 sm weiter nach Osten Liegt die südlichste Stadt Norwegens: Mandal. Der lange Sandstrand ist die Riviera des Nordens und sie macht ihrem Namen alle Ehre, denn es ist warm und sonnig! Das Strandleben in vollem Gange. Auch wir segeln erstmals ohne Trojer, Ölzeug und Seestiefel.
Auch kulturell bietet Mandal einiges: Im informativen Heimatmuseum dürfen wir einen Marne Einzylindermotor starten und bewundern viele Kapitänsbilder. DAnn besuchen wir das Geburtshaus des Holzschnitzers und Bildhauers Gustav Vigeland.
Vom Aussichtspunkt auf dem Uraniaberg hat man einen großartigen Blick. Weit draußen wartet der Schärengarten mit unzähligen Ankerbuchten.